Reisbericht Myanmar - Buddha, Mönche und Pagoden

Myanmar - Buddha, Mönche und Pagoden Meine erste Begegnung mit Myanmar hatte ich im Frühjahr 1984. Damals hieß das Land noch Burma, ein Name, den die Briten ihrer Kolonie gegeben hatten. Ich war von Bangkok nach Rangun geflogen und wohnte im etwas außerhalb des Zentrums von Rangun gelegenen Inya Lake Hotel. Am späten Nachmittag nahmen mein Freund Heinrich und ich eines der alten, klapprigen Taxis, die vor dem Hotel auf Kundschaft warteten, mit Ziel Shwedagon Pagode. Ich hatte mich eingehend auf das „Erlebnis Burma“ vorbereitet durch einen Reiseführer. Ich wusste auch, dass in Rangun die berühmte Shwedagon Pagode stand, und sie sollte die erste Begegnung mit diesem Land sein.

Keine Tageszeit ist geeigneter, den Zauber dieses Weltwunders zu erleben, als der Sonnenuntergang. Wir hatten unterhalb der Pagode unsere Schuhe abgegeben und stiegen langsam barfüßig mit dem Strom der pittoresk gekleideten Burmesen die Stufen zur oberen Terrasse hinauf. Oben angekommen erblickten wir im späten Sonnenlicht des Tages eine unglaubliche Pracht, die uns den Atem verschlug.

So mag es auch dem englischen Schriftsteller Somerset Maugham ergangen sein beim Anblick, der sich ihm hier bot: „Endlich hatten wir die große Terrasse erreicht. Rund um uns sahen wir einen großen Wirrwarr von Gebetshäusern und Pagoden, die wie Bäume im Urwald herumstanden. Sie wurden ohne Plan und Symmetrie erbaut, aber in der Dunkelheit, im Glanz des Goldes und des Marmors, erstrahlten sie in unglaublicher Pracht. Und dann, mitten unter ihnen, wie ein Schiff, das von Schleppern umgeben ist, wuchs verschwommen, schwer und herrlich, die Shwe Dagon empor.“

Wir gingen einige Schritte nach links und setzten uns, ähnlich wie es einige Burmesen machten, auf den warmen Marmorboden und ließen diese zauberhafte Welt der Shwedagon auf uns wirken. Wie in einem Traum nahmen wir mit allen Sinnen die ersten Eindrücke auf: diese ganze, fast unwirklich anmutende Atmosphäre, die Gerüche von stark duftenden tropischen Blumen und Räucherkerzen, die gedämpften Geräusche und das sanfte Klingeln von tausenden kleiner Glocken, die sich in der leichten Abendbrise bewegten, die bunt gekleideten Menschen, von denen einige eine Lotosblüte als Opfergabe in der Hand hielten und die langsam im Uhrzeigersinn, dem alten brahmanisch-buddhistischen Ritual folgend, um die Pagode schritten, und dann natürlich diese faszinierende Shwedagon Pagode, von der ich vorher schon viele Fotos gesehen und fast alles Wissenswerte gelesen hatte.

Der Überlieferung nach wurde die Pagode 588 v. Chr. gegründet. In diesem Jahre sollen einer Legende nach zwei Kaufmannssöhne von einem Besuch bei dem Buddha in Indien acht Barthaare des Erleuchteten, als dessen persönliches Geschenk, nach Burma mitgebracht haben. Als geeigneten Ort, um eine würdige Stätte für die Reliquie zu bauen, wurde ein Hügel in der Nähe der Stadt Okkala (dem heutigen Yangon) gewählt, auf dem bereits die Reliquien von drei früheren Buddhas verehrt wurden. Alle Reliquien wurden zusammen in einer Kammer verwahrt. Durch diese Vereinigung der Reliquien von vier Buddhas erhält die Shwedagon Pagode ihre einmalige, überragende Bedeutung und genießt die höchste Verehrung von allen Pagoden Myanmars.

Natürlich ist Yangon mit seiner Shwedagon nicht das ganze Burma. Myanmar ist und bleibt für mich ein Märchen wie aus tausendundeiner Nacht. Ich bin hier dreimal gewesen und immer hat mich das Land auf besondere Art gefesselt und verzaubert. Da ist die idyllische Abgeschiedenheit des Inle-Sees mit den typischen Ein-Bein-Ruderern. Da ist Bagan, die Hauptstadt des ersten burmesischen Großreiches, auf deren weiten Ebene am Ayeyarwadi-Fluss von einstmals über 13.000 Tempeln und Pagoden heute noch rund 2.000 stehen und deren Backsteinrot seit über 1.000 Jahren im Abendsonnenlicht leuchtet. Und da ist noch Mandalay, ebenfalls am Ayeyarwadi gelegen, mit seinen Erinnerungen an das letzte myanmarische Königreich. Eine junge Stadt, die von König Mindon im Jahre 1857 gegründet wurde unter Berufung auf eine Prophezeiung Buddhas. Buddha, so sagt eine Legende, sei selbst am Mandalay-Hügel gewesen und habe seinem Lieblingsschüler Ananda erklärt, dass zum 2400sten Jahrestag seines Todes am Fuße dieses herrlichen Hügels als Zentrum buddhistischer Lehre eine Stadt entstehen werde.

Unberührte Landschaften, eine große kulturelle Vielfalt, zauberhafte, freundliche Menschen und eine inzwischen aufblühende asiatische Geschäftigkeit erwarten heute den Besucher.

Schon Rudyard Kipling sagte 1889 nach dem Besuch Myanmars: „Burma ist wie kein anderes Land, das du kennst!“ Dieser Meinung schließe ich mich gern an. Seit 1984 habe ich das Land noch zweimal bereist. Überhaupt, Myanmar macht „Asien süchtig“!