Fragen

Tief unterhalb des Hephaisteion, auf der nordwestlichen Agora, gab es einen kleinen Flecken der Fragen und des Ahnens. Frauen kamen, und Männer kamen. Sie gingen dieser Beschäftigung nach: sie tauschten Gedanken. Täglich trat auch er still hinzu, hörte. Bald stellte er eine Frage. Wieder stellte er eine Frage. Wahrheit? Ewigkeit? Intuition? Daimonion und Seele? So diskutierten sie unter dem flirrenden Licht der hellen athenischen Sonne.

Fragen: woher, warum dieser Impuls? Er erlernte den Beruf des Steinmetzes, schaute, dass Vorstellungen physisch wurden. Er bewegte sich zwischen Ideen des Innen und Reaktionen des Realisierten. Die geformten Aufgaben ließ er bald hinter sich. Er ging auf große Lebenreise durch nie endende Galaxien, durch unbegrenzte Räume, verflüchtigte Zeiten, Ewigkeit. Transzendentale Fragen, gleichzeitig praktische Fragen der Lebensfürung, Ethik. Wahrheit versus Lüge, Gut gegen Böse.

Antworten woher? Wie leben nach welchen Kriterien? Analysen durch Logik. Aber auf welcher Basis? Er hörte sein Innen, das etwas bot, das individuellen Unsicherheiten Zustimmmung oder Ablehnung vorschlagen konnte. Diesen Kompass als Vorschlag für das Richtige bezeichnete er als das Daimonion, eine göttliche Führung.  Das war sein tiefster Glaube. Ein universaler Gott, der ist. Für dieses monotheistische Weltbild hatten die Athener des 5. Jahrhunderts vor Christus wenig Verständnis. Die Götter Athens zu verleugnen: das bedeutete Tod durch Leeren des Schierlingbechers im Jahre 399.

Sokrates, der Weltweise, ist der große Vater unserer Philosophie. Die Philosophiegeschichte der folgenden Jahrhunderte bis zum Ende der Neuzeit berichtet über die tiefe Verbundenheit einer äußerst großen Zahl von Philosophen mit einem Menschen, der lebte, wie er lehrte. Seiner konsequent ethischen Haltung gebührt größte Verehrung.

Eine immer gute Empfehlung, über Sokrates (selbst ohne eigene Aufzeichnungen) zu hören : Xenophon –  Erinnerungen an Sokrates.

Sokrates